Wie wird die Ernte? Wie fallen Erträge und Qualitäten aus? Jedes Jahr zur Ernte beschäftigen sich die Vermarkter und Verarbeiter der landwirtschaftlichen Produkte mit diesen Fragen.

Anders als im konventionellen Markt, auf dem es fast immer alles von irgendwoher zu kaufen gibt, ist diese Frage in der ökologischen Agrarwirtschaft wesentlich bedeutsamer, da es sich um wesentlich kleinere und oft noch regionale Märkte handelt. Schwankungen im Ertrag haben wesentlich größere Auswirkungen.

Unsere Erzeugergemeinschaft, die Vermarktungsgesellschaft Bio-Bauern, hat hier die wichtige Funktion, den Anbau mit unseren Lieferanten zu steuern, zu planen, die geernteten Mengen zu bündeln und in der passenden Qualität den Herstellern von Nahrungs- und Futtermitteln oder auch dem Lebensmittelhandel zu verkaufen. Gleichzeitig können wir durch die gebündelten Angebotsmengen mit unseren Partnern in Verarbeitung und Handel über nachhaltige Preise verhandeln.

Ernte 2019 befriedigend

Zwar gab es Regionen in Bayern, die stark unter der Trockenheit litten – vor allem Oberfranken – aber wir hatten auch viele Betriebe und Regionen mit sehr zufriedenstellenden Erträgen und Qualitäten. Die Versorgungslage in Bayern mit den Erzeugnissen der Verbandsbetriebe ist sehr ordentlich, sowohl beim Getreide und Körnermais, als auch bei Kartoffeln und Zwiebeln. Gleichzeitig kämpften unsere Kollegen vor allem im Osten Deutschlands und in Teilen von Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen mit erneut großer Trockenheit.

Daher schätzen wir die Versorgungslage bei deutschem Verbandsgetreide als größtenteils ausgeglichen ein. Ausnahmen stellen der Speiseroggen, Futtertriticale (A und U) und Umstellungs-Weizen dar. Bei diesen Früchten kaufen die Abnehmer bislang nur sehr verhalten ein.

Preisdruck auf Verbandsgetreide

Trotz der mengenmäßig unbedenklichen Situation bei den großen Verbänden Bioland und Naturland, herrscht an der Verkaufsfront große Verunsicherung. Abnehmer aus der Futtermittelwirtschaft und im Speisebereich aus dem Handel (speziell die ganz großen Ketten) versuchen massiv die Preise nach unten zu drücken. Obwohl wir Landwirte dem Wunsch der Verbraucher, der Politik und der Verarbeiter nachgekommen sind und die Umstellung und damit die Erzeugung ausgedehnt haben, wird der Wert unserer LEBENSMITTEL nun geschmälert. Und das bei der hervorragenden Bilanz unserer biologischen Wirtschaftsweise bei Umwelt-, Ressourcen- und Klimaschutz.

Wie begründen die Abnehmer den Preisdruck?

Hauptargument ist der Wettbewerb – „Andere kaufen billiger ein“. Zweites Argument sind die zusätzlichen Bioflächen, ungeachtet dessen, dass es keine extremen Übermengen im Verbandsbereich gibt. Drittes Argument sind die stark zurückgegangenen Preise für EU-Biogetreide, insbesondere aus dem Ausland, und die dort vorhandenen Übermengen, wie beispielsweise in Österreich.

Entkoppelten Preis einfordern

Wir Getreideerzeuger dürfen uns das nicht gefallen lassen und müssen nach dem Vorbild unserer Kollegen aus dem Milch- und Kartoffelbereich nach neuen Wegen suchen, stabilere Preise und faire Erzeuger-Abnehmer-Partnerschaften zu entwickeln. Lassen Sie uns gemeinsam für „entkoppelte Preise“ für regionales Bioverbands-Getreide kämpfen. Der Wert unserer Erzeugnisse darf nicht von konventionellen oder EU-Biopreisen aus dem Ausland bestimmt werden.

Gegen Preis-Dumping kämpfen

Möglicherweise müssen wir auch an bislang ungewohnte Aktionen denken und z.B. vor einem großen Discounter gegen Bio-Dumping demonstrieren.

Wir werden in jedem Fall bei unseren Abnehmern mehr über unsere Vollkosten bei der Erzeugung von Getreide sprechen müssen – hier gibt es Grenzen nach unten. Zu Grenzkosten darf kein Verbandsgetreide verkauft werden. Das ist nicht nachhaltig und wird die Betriebe betriebswirtschaftlich ausbluten lassen. Hier haben Sie als Einzelner auch die Verantwortung, zu wissen, wie viel Ihr Getreide kosten muss, um alle Kosten einschließlich Ihrer Arbeitszeit, zu decken.

Auch die Verbände und Erzeugerringe müssen dringend auf diese kostendeckenden Preise hinweisen und für die Umsetzung unserer Ökolandbau-Prinzipien in der Vermarktung kämpfen. Was nützen uns die „Bioland Prinzipien für eine Landwirtschaft der Zukunft“, wenn bei der Bioland Vermarktung übelster Preiskampf herrscht.

Einzelbetriebliche Möglichkeiten

Nicht zu billig verkaufen, bei Erzeugergemeinschaften anschließen, die das Angebot bündeln und gezielt am Markt unterbringen – das sollte die Parole in diesen Zeiten sein.

Und natürlich kann jeder Betrieb bei der Anbauplanung Einfluss nehmen. Unsere Abnehmer müssen lernen, dass bei zu niedrigen Preisen nichts mehr produziert wird! Beachten Sie unsere Anbau-Empfehlungen!

Auch empfehlen wir, Vorverträge für die neue Ernte abzuschließen – das bietet Sicherheit und reduziert Ihr Risiko.